Wenige Bundeskanzler dürften der Republik ein so ambivalentes Bild hinterlassen, wie die amtierende und doch scheidende Amtsinhaberin Angela Merkel. Eine starke Frau, die ihre Partei zugleich aus der Profillosigkeit zog, um ihr diese wieder überzustülpen; Die quasi im Alleingang eine grüne Wende, die Abschaffung der Wehrpflicht und eine bis dato unbekannte Willkommenskultur in Deutschland etablierte. Was wird bleiben, wenn Merkel geht? Hat sie das Land auf einen stabilen Kurs gebracht, der sich halten wird? Es scheint nicht so. Denn die Politik krankt immer noch an Problemen, die die Kanzlerin mit allzu simplen Lösungen angehen wollte.
Beantworten lassen sich diese Fragen natürlich erst, wenn die Ära Merkel vorbei ist. Doch man kann Ahnungen äußern, die sich bereits geradezu aufdrängen.
1. Merkel hinterlässt keine geordnete Nachfolge
Das mag sich unfair anhören, doch findet man weder in Annegret Kramp-Karrenbauer noch in irgendeiner politischen Figur neben Merkel eine markante und richtungsweisende
Person, die transparente Zukunftspläne vorzulegen imstande ist. Vor allem in der CDU scheint das Credo „Weiter so“ zu lauten und zu bleiben.
2. Die Große Koalition hat auch die SPD ruiniert
Spätestens seit getitelt wurde, dass Kevin Kühnert der mächtigste Mann der derzeitigen SPD sei, fragt man sich, weshalb die SPD nicht von anderen starken Gesichtern geprägt wird. Kühnert mag vielleicht fähig, aber ganz sicher unerfahren und viel sozialistischer sein, als es seine Parteikollegen sind. Wenn die SPD keinen enormen Linksruck erfährt, droht hier eine Zersplitterung.
3. Drängende Fragen der Ära Merkel wurden noch nicht beantwortet
Merkel hatte einfache Antworten, die sicherlich zur richtigen Zeit schwierige Fragen lösten. Doch waren diese Lösungen nicht langfristig. Eine visionäre Energiewende, die Integration junger Immigranten und eine dauermarode Armee zeugen von Ineffizienz.
