Das Böse kennt Musik – deutschsprachiger Rechtsrock im Wandel

Vielen Menschen kommen bei den Begriffen Rechtsrock Glatzköpfe, Baseballschläger und Grölmusik in den Sinn. Melodische Hetze unzufriedener, weißer Arbeiter, die früher oder später in echte Gewalt mündet. Doch kann sich das Klischee halten?

Musik als Waffe

Die Pauschalisierung, Skinheads seien gleich Nazis, musste sich von selbst diskreditieren. Vielmehr sprangen Nazis in den Achtziger- und Neunzigerjahren einer beliebten Subkultur auf. Spätestens seit Stanley Kubricks Clockwork Orange war die Skinheadszene angesagt – auf allen politischen Ebenen und in den meisten westlichen Ländern der Erde. Nazis machten aus der frechen, freiheitsliebenden Skinheadattitüde eine brutale, neofaschistische Spielart. Ähnlich klang auch die Musik: Aggressivität wurde im libidinösen Maße ausgelebt, die Rhythmen waren einfach und einprägsam.

Doch büßt der Skinheadkult an Popularität ein, und auf einmal verschwinden auch Neonazis in Bomberjacken und Springerstiefeln von der Straße. Sie sind nicht mehr sichtbar – weil sie sich auch heute an zeitgenössischen Trends orientieren. Als wichtigstes Propagandainstrument der Neonaziszene ist rechte Musik längst nicht am Ende. Nazimusik ist variabel, vom traditionellen Rechtsrock, Stoner Rock über Heavy Metal bis hin sogar zu Popmusik und Rechtsrap ist alles möglich.

Auch transnationale Zusammenschlüsse sind beliebt, wie das Gemeinschaftsprojekt der Schweizer Band “Amok” und “Sturmkommando Dirlewanger” aus Sachsen zeigt.

Nationaler Rap

Während aktuelle Bands wie Übermensch und Bluzeugen martialischen Metal spielen, der sich von unpolitischen Genrekonsorten abhebt, wird innerhalb der Szene hitzig debattiert, wie man mit rechtsgerichteten Rap umzugehen habe. Rap als derzeit maßgebende Jugendmusik beschäftigt auch junge Rechte. Trotz des Widerspruchs, dass Rap zu einem großen Teil von Afroamerikanern betrieben wird, wächst der Anteil rechter Rapper an der neonazistischen Musikszene. Vertreter wie Makss Damage nehmen das selbstironisch: Schwarze Rapper seien viel erfahrener und deshalb besser als weiße. Doch was solls? Die Weißen haben eh das meiste erfunden, um ihre patriotische Botschaft zu übermitteln, können sie sich also getrost einmal an einer schwarzen Erfindung bedienen, so die Meinung innerhalb der meisten nazistischen Zirkel.

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