Björn Höcke gilt im „Flügel“ der AfD als Star, bei Linken als Sinnbild einer erstarkten Rechtsextremen Deutschlands und innerhalb der gemäßigten Partei als fähiger, aber kontroverser Politiker und Redner. Ist es tragbar, dass jemand wie er Länderpolitik betreibt?
Laute Polemik als Medieninstrument
Höcke ist als Geschichts- und Sportlehrer definitiv intellektuell genug, um sich im gegenwärtigen Deutschland zurechtzufinden. Der Thüringer hat seine Vorstellung von der Welt, die so manchem aufstößt. Er will „diese Leute nicht integrieren“, sagt er, wenn er nach Flüchtlingen in Thüringen gefragt wird. Er sieht in den Stelen zum Gedenken an den Holocaust in Berlin ein „Mahnmal der Schande“, und er droht diversen Journalisten auf diverse Fragen, dass sie diese „bitter bereuen“ werden. In jedem Fall ist Höcke ein Scharfmacher, den diverse Zeitungen an vorderster Front der AfD wähnen.
Der Flügel, den er maßgeblich mit beeinflusst, verfolgt eine völkisch-nationalistische Programmatik, heißt es. Ob Höcke aber wirklich nicht erkennt, dass Deutschland vor allem bürgerliche Wähler hat, die keine Hetze, sondern gemäßigte Politik haben wollen? Es ist viel mehr gemäßigten Politikern wie Alice Weidel und Jörg Meuthen zu verdanken, dass die AfD nach dem Schisma mit Bernd Lucke und seinen liberal-konservativen Politikern nicht in die rechtsextreme Falle tappte und dem gleichen Schicksal wie die NPD verfiel. Eine rechtsextreme Partei mit Hochburgen in Ostdeutschland braucht es nicht, und sie würde schnell vergehen.
Höcke ist zu intelligent, um sich selbst abzusägen
Höcke scheint intelligent genug, um eine clevere Schiene auf Bundesebene zu fahren. Wenn er im MDR sein wahres Gesicht zeigt, ist das eine Sache. Doch muss die AfD vor allem im Westen aufpassen, sich nicht von Entgleisungen seinerseits beeinträchtigen zu lassen. Der bisher gesichtslose Tino Chrupalla gilt zwar als gemäßigt, doch in einem allgemeinen Anstieg des völkischen Potentials innerhalb der Partei muss er mit Meuthen kämpfen, damit Höcke möglichst in seinem thüringischen Areal bleibt. Ansonsten droht der Partei der Abstieg – und der deutschen Parteienlandschaft eine hoch aggressive Komponente.